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Damals in Papua-Neu-Guinea

Als Kettman vor nunmehr fast zwanzig Jahren auf einer Wanderung durch die Südheide eine Rast einlegte und unter einem stattlichen Wachholderbusch einnickte, hatte er einen seltsamen Traum. Ein Jägersmann, der ihm in diesem Traum erschien, stellte sich als sein Großvater vor und erteilte ihm den Auftrag, nach seinen vier Cousins zu suchen, um mit ihnen gemeinsam die Dichtkunst des Großvaters fortleben zu lassen. Im weiteren Zwiegespräch zwischen Kettman und seinem vermeintlichen Großvater stellte sich heraus, dass eben dieser kein geringerer als Hermann Löns zu sein vorgab, der rastlos durch die Heide geistere, da er erstens keine vernünftige Grabesruhe habe finden können und zweitens Interesse daran habe, seinen zweifelhaften Ruf wieder in besseres Licht zu rücken. 

Kettman verschwendete zunächst nicht viele Gedanken an den seltsamen Traum, bis er drei Tage später erneut in einer Vollmondnacht Besuch bekam. Während er zu den Klängen von Pink Floyd in anderen Sphären weilte, erschien abermals besagter Jägersmann und drängte darauf, unverzüglich und ohne jeden weiteren Zeitverlust mit der Suche nach seinen Cousins zu beginnen. 

Nach einiger Zeit und mit erheblichem Aufwand fand Kettman schließlich die ersten entscheidenden Hinweise. Tatsächlich hatte der für seine Liebe zum Alkohol und den Frauen verrufene Großvater einige Nachkommen gezeugt. Allerdings hatten sich die Mütter mit ihren Kindern in alle Himmelsrichtungen verstreut … 

Arthur (Mc Cullen), der Trommler, wurde von Kettman in einem irischen Steinhaus an den Ufern des River Arigideen ausfindig gemacht, nachdem er ihn zuvor in einem Pub in Clonakilty mit seiner Band gesehen hatte. Auffallend an Arthur war dessen ungeheuere Taktgenauigkeit, die selbst nach gezählten achtzehn Guiness nicht die geringsten Schwankungen aufwies. Arthur hegte keinerlei Zweifel an Kettmans Geschichte und begleitete ihn fortan auf der Suche nach den anderen Cousins. Die nächsten Hinweise führten sie ans andere Ende der Welt nach Neuseeland. 

Beutel, lebte dort am East Cape in einer Maori-Siedlung und spielte Gitarre, so oft es ihm die Zeit erlaubte. Und das war oft, denn er war arbeitslos und beseelt von dem Gedanken, den zeremoniellen Hakas durch den Klang der E-Gitarre einen moderneren Anstrich zu verleihen. Dies wurde von den Maori aber mehrheitlich abgelehnt, so dass Beutel ziemlich frustriert bereits über neue Möglichkeiten der musikalischen Aktivität nachdachte. Es war also keine große Kunst, ihn für die Suche nach den beiden fehlenden Cousins zu begeistern. 

Der nächste, den sie ausfindig machten, war Passe. Er wurde von ihnen in einer verlassenen Abtei in den peruanischen Anden entdeckt, in die er sich nach vielen Jahren Straßenmusik schließlich geflüchtet hatte. Da seine Gitarre nur noch vier Saiten besaß und er mit diesen vortrefflich umzugehen wusste, konnten sie ihn schließlich unter der Androhung, ihm “el condor pasa“ in der Endlosschleife vorzuspielen, davon überzeugen, als Bassist in das geplante Löns-Projekt einzusteigen. 

Bereits auf dem Flug nach Papua-Neuguinea sollen die vier lautstark über das Konzept und die musikalische Ausrichtung der Musikgruppe diskutiert haben, bis ihnen die Stewardess verkündete, keinen Alkohol mehr an sie auszuschenken.

Nach einer abenteuerlichen Wanderung durch den Regenwald gelang es den vier Cousins schließlich, Snake, das letzte fehlende Element der Gruppe, aufzuspüren. Vor einer Hütte aus Palmwedeln spielte er nackt auf einem selbstgebauten Instrument, das entfernt an eine Gitarre erinnerte, vor einer verzückten ebenso nackten Zuhörerschaft und es brauchte schon einige Überredungskunst und materielle Versprechen, bis er endlich bereit war, sich etwas anzuziehen und bei ihrem musikalischen Auftrag mitzuwirken. 

Es war der großen Fangemeinde Snakes zu verdanken, dass die fünf heil aus dem Dschungel zurückkehren konnten, denn weiße Schrumpfköpfe waren auf Papua-Neuguinea noch immer ein lohnendes Geschäft …

Zurück in der tropischen Zivilisation ging es zunächst nach Port Moresby, von wo aus man die Heimreise nach Europa antreten wollte, allerdings nicht ohne vorher im berühmten Royal Papua Yacht Club ausgiebig die erfolgreiche Vereinigung der Musikgruppe zu feiern.

Wie es nun der Zufall (oder eine höhere Macht!) wollte, wurden sie vom Veranstalter des Clubs zu einer musikalischen Darbietung aufgefordert, die so gut ankam, dass die fünf sofort einen Vertag angeboten bekamen und fortan jeden zweiten Abend vor ausverkauftem Haus auftraten. Die Kunde von der deutschen Musikgruppe hatte sich wie ein Lauffeuer auf der Insel verbreitet, sodass schon bald auch gefeierte Auftritte in Indonesien, Malaysia, und den Philippinen folgten. Nachdem die ersten Live-Mitschnitte auch auf Radio Ozeanien liefen, wurden die fünf schließlich zu den großen Festivals nach Australien und Neuseeland eingeladen, wo die fünf bleibenden Eindruck hinterließen. Jeder, der in die Regionen kommt, wird auf die Frage „Do you know Löns?“ mit Sicherheit als Antwort „Isn’t that the famous deutsche Musikgruppe – they are fucking awesome!!!“ zu hören bekommen.

Seit kurzem nun sind die fünf Cousins zurück in der Heide mit nicht weniger als dem erklärten Ziel, den musikalischen Erfolg der vergangenen Jahre nun auch auf der Nordhalbkugel fortzusetzen.

Man darf gespannt sein!

Olli Wolter a.k.a Snake, 2016

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